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MTT - ungenutzte Chance oder Flop?

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MTT - ungenutzte Chance oder Flop?

Von Joris van het Reve, Geschäftsführer, Dividat AG

Der Bundesrat hat sich mit seinem einseitigen Tarifvorschlag vom 16. August 2023 die Aufgabe einfach gemacht. Dabei ignoriert er die eigentlichen Herausforderungen und Probleme, die auf uns zukommen, wie z. B.:

1. Die Schweizer Bevölkerung altert, was die Gesundheitskosten steigen lässt.

2. Das Pflegewesen steht vor einer unvermeidlichen Nachfragesteigerung.

3. Im Gesundheitswesen, insbesondere in der Pflege und Therapie, fehlt dringend benötigtes Personal, um den steigenden Bedarf zu decken.

Angesichts dieser Entwicklungen müsste man neue Wege gehen, um die Versorgung zu sichern, die Qualität zu erhalten und die Kosten zu dämpfen. Es ist naiv zu glauben, dass man mit den vorgeschlagenen Anpassungen des Bundesrates nur schon kurzfristig Kostenvorteile erzielen kann.

Wir präsentieren einen Vorschlag, wie der Bundesrat zumindest einen Teilerfolg erzielen könnte: Die Tarifordnung könnte dahingehend angepasst werden, dass die medizinische Trainingstherapie, kurz MTT, auch präventiv verordnet werden darf. Warum?

Die überzeugende Evidenz für Training

In unserer Gesellschaft wächst das Bewusstsein für einen gesunden Lebensstil und die Bedeutung von Bewegung für die Gesundheit. Heute gilt als gesichert, dass Bewegung bei älteren Menschen eine entscheidende Rolle spielt, um Krankheiten und Unfällen vorzubeugen und die Gesundheit zu erhalten. Die Evidenz zeigt klar, dass Training und Bewegung langfristig die Gesundheitskosten senken können (1).

Ärztliche Verordnung: Präventive Trainingstherapie!

Die Zulassung der Verordnung einer präventiven Trainingstherapie in der Tarifstruktur für physiotherapeutische Leistungen hat zahlreiche Vorteile. Ein Beispiel, herausgepickt aus unserer täglichen Arbeit: Ein Arzt könnte bei einer älteren, sturzgefährdeten Person rechtzeitig mit einer präventiven Massnahme intervenieren, bevor ein Sturz einen Oberschenkelhalsbruch verursacht, eine Hospitalisierung notwendig macht und in der Folge zu einem Eintritt in die Langzeitpflege führt. Fälle wie dieser sind keine Seltenheit: 85% der Heimeintritte sind auf Stürze zurückzuführen. Studien belegen aber, dass die Trainingstherapie das Sturzrisiko signifikant reduzieren kann (2) und in vielen Fällen der Spital- oder Pflegezentrumseintritt verhindert werden könnte. Ein enormes Sparpotential! Die häufigere Verschreibung von MTT würde zudem auch die Personalressourcen schonen, da MTT im Gegensatz zu anderen Tarifpositionen wie 7301 oder 7311 nicht in jeder Sitzung eine 1:1-Betreuung erfordert. Mit moderner Technologie kann heute bereits sichergestellt werden, dass Übungen korrekt und mit ausreichender Intensität durchgeführt werden. Es versteht sich von selbst, dass die Physiotherapie für ihre Expertise und den Technologie-Einsatz entschädigt werden muss.

Unser Fazit

Die Evidenz ist eindeutig: Die Trainingstherapie als physiotherapeutische Leistung hat einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit älterer Erwachsener und kann langfristig Gesundheitskosten senken. Die Möglichkeit zur Verordnung von MTT zu präventiven Zwecken könnte ein Schlüssel zur Bewältigung steigender Kosten in einer alternden Gesellschaft sein. Der Bundesrat sollte sich dafür stark machen, dass ausserhalb der rigiden Strukturen gedacht werden soll und damit neue Lösungen mit positivem Kosten-Nutzen-Verhältnis zu fördern.

Referenzen:

  1. Colombier, C., & Weber, W. (2008). Ausgabenprojektionen für das Gesundheitswesen bis 2050-Working Paper des Ökonomenteams EFV. sl: Eidgenössische Finanzverwaltung EFV.ISO 690
  2. Gillespie, L. D., Robertson, M. C., Gillespie, W. J., Sherrington, C., Gates, S., Clemson, L., & Lamb, S. E. (2012). Interventions for preventing falls in older people living in the community. Cochrane database of systematic reviews, (9).ISO 690