Exergame Training mit integrierten Kopfdrehungen hilft Patienten mit chronischer vestibulärer Unterfunktion

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Kürzlich wurde eine Studie vom UniverstitätsSpital Zürich in Kollaboration mit der ETH Zürich durchgeführt, welche untersucht hat, ob Exergames (aktive Videospiele) mit integrierten Kopfdrehungen einen Einfluss haben auf vestibuläre Funktionen und das Gangbild von Patienten mit einseitiger chronischer peripherer vestibulärer Hypofunktion (cPVH).

Patienten mit vestibulären Störungen leiden oft unter Symptomen wie Schwindel, visuelle Schwierigkeiten oder Dysbalance. Diese Symptome wiederum können zu Einschränkungen im Alltag, einer reduzierten Lebensqualität sowie Angst und Stresserleben führen bis hin zu einem depressiven Zustand. Daher besteht der Bedarf nach effektiven Therapien von chronischen vestibulären Erkrankungen. Ein vielversprechender Ansatz stellt die Anwendung von Training mit «virtual reality» z.B. Exergame Trainings bei solchen Patienten dar. Um die Schwindelgefühle zu reduzieren, versuchen die meisten Patienten bei sämtlichen Aktivtäten ihren Kopf so wenig wie möglich zu bewegen – eine Strategie, welche sich negativ auf das Gleichgewicht sowie das Gehen auswirkt. Das Gangbild zu verbessern, ist ein wichtiges Ziel der vestibulären Rehabilitation. Dies soll erreicht werden, indem Kopfbewegungen explizit in das Training integriert werden. Dadurch wird eine gewisse «Gewöhnung» angestrebt. Die Therapie soll explizit erfordern, dass Augenbewegungen stattfinden zusammen mit Bewegungen des Kopfes und Körpers. 

12 Patienten (davon 8 Männer) mit cPVH im durchschnittlichen Alter von 65 ± 12 Jahren wurden für diese Studie rekrutiert. Die Studie beinhaltete eine 4-wöchige Kontrollperiode, gefolgt von einer 4-wöchigen Interventionsperiode. Die Intervention beinhaltete Exergame Training auf dem Dividat Senso, bei welchem Bewegungen (z.B. Schrittbewegungen oder Gleichgewichtsverschiebungen) verwendet werden, um die Trainingsspiele zu steuern. Die Trainingsspiele stellen zugleich kognitive Herausforderungen dar und sprechen diverse Hirnfunktionen (z.B. Aufmerksamkeits- und Exekutivfunktionen) an. In dieser Studie wurden die Trainingsspiele nicht «statisch» auf einem Bildschirm präsentiert, sondern sie wurden an eine Wand projiziert, wobei sich diese Projektion bewegte. Daher mussten die Studienteilnehmer ihren Kopf konstant drehen während des Trainings. Vor und nach der Interventionsperiode wurden diverse Messungen durchgeführt u.a. einen Video Kopf-Impuls Test, eine Ganganalyse, ein Test zur Messung motorischer Funktionen sowie Fragebogen (z.B. Schwindelfragebogen). Gemessen wurden sämtliche vestibulären Funktionen wie z.B. vestibulookuläre Reflexe.  

Die Studie zeigte eine Verbesserung in vestibulären Funktionen und dem Gangbild bei der Hälfte der Patienten mit cPVH. Somit handelt es sich um die erste Studie, welche positive Effekte von spezifisch gestaltetem Exergame Training (mit integrierten Kopfbewegungen) für Patienten mit chronischen vestibulären Problemen zeigen konnte. 

Hier können Sie das Paper herunterladen: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fneur.2020.00601/full